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Drohne – Marionette der Neuzeit

Gesellschaften entwickeln sich weiter. Fetische werden beliebter oder verschwinden wieder und altbekannte Begriffe werden neu interpretiert. So ist für viele im BDSM die Bezeichnung „Sklave“ ein verbrannter Begriff. Etwas Neues muss her! Und schon bezeichnen sich einige devote Personen öffentlich als Drohne. Doch worin liegt der Unterschied?

Welches Bild habt ihr vor eurem geistigen Auge, wenn ihr den Begriff „Drohne“ hört? Ein unbemanntes Flugfahrzeug, welches von Menschen ferngesteuert wird? Oder vielleicht doch eher eine männliche Honigbiene (fachsprachlich auch „Drohn“ bezeichnet)? Oder seht ihr hier vielleicht eine devote Person, die praktisch willenlos Befehle befolgt?

Sklave als verbrannter Begriff

Für viele Personen hat der Begriff „Sklave“ einen negativen Beigeschmack. So wird er oft in den Kontext mit afrikanischen Sklaven gebracht, die dann per Schiff nach Amerika umgesiedelt wurden und dort auf Plantagen als Arbeitssklaven gehalten wurden. Und welcher Begriff fällt uns dazu noch ein? Korrekt: „Neger“! Auch wenn Neger (französisch „nègre“ und spanisch „negro“, von lateinisch „niger“) eigentlich nur ein Lehnwort für eine dunkelhäutige („schwarze“) Person gilt. Doch der Volksmund setzt Neger mit Sklave gleich. Und da man das N-Wort nicht mehr sagen darf, da es als diskriminierend und rassistisch eingestuft wurde, kommen immer mehr BDSM-Liebhaber auch vom Begriff Sklave ab.

Einige bleiben zwar beim Sklaven-Begriff, verwenden aber die englische Sprache. So wird aus Sklave „slave“. Macht zwar inhaltlich gesehen keinen Unterschied, doch einige Personen fühlen sich mit dem Begriff „slave“ dann doch wohler und assoziieren hiermit positive (sexuelle) Eigenschaften. Andere, die vom Begriff Sklave mehr Abstand nehmen möchten, sind auf der Suche nach etwas Neuem. Hier kam die „Drohne“ ins Spiel.

Drohne – Verwendung im BDSM

Die häufigste Eigenschaft, was man einer Drohe im Bereich BDSM zuschreibt, ist die Willenlosigkeit. Das ist vermutlich auch der größte Unterschied zwischen einem Sklaven und einer Drohne. Während der Wille eines Sklaven gebrochen wird und man hier auch häufig von Sklavenerziehung spricht, so ist eine Drohne per Definition bereits willenlos und dem dominanten Spielpartner ergeben. Man kann im Allgemeinen davon ausgehen, dass eine Drohne sich hierarchisch noch unter einem Sklaven befindet.

Erscheinungsbild und Fernsteuerung

Häufig zeigen sich BDSM-Drohnen in der „Öffentlichkeit“ komplett verhüllt, sodass man möglichst wenig Haut sieht und die optische Menschlichkeit und individuelle Identifikationsmerkmale verloren gehen. Oft sieht man hier auch sogenannte „Gummi-Drohnen“ („rubber drone“), welche sich komplett in Gummi mit Gummimasken oder Schutzanzügen mit Gasmasken gehüllt auf den sozialen Netzwerken zur Schau stellen oder gar in Live-Sessions fernsteuern lassen.

Abweichend zu Drohnen bei Bienen sind BDSM-Drohnen meist alleine und nicht im Schwarm unterwegs. Das dehumanisierte Erscheinungsbild macht aber deutlich, dass die Individualität der einzelnen devoten Person vollkommen irrelevant ist und diese Marionette nur den Freunden von dominanten Personen dient. Man kann hier auch von einer Assimilation sprechen, da die einzelnen Drohnen physisch und psychisch so angeglichen werden, dass sie (in der Theorie) alle gleich sind.

Bei der Fernsteuerung einer Drohne können ein oder mehrere „Puppenspieler“ aktiv sein. Man kann den Anblick einer Drohne genießen oder entsprechende Anweisungen geben. Die BDSM-Drohne führt wie ein willenloser Roboter diese Befehle aus. Bei Drohnen geht es weniger um Unterwerfung und das Ausüben einer aktiven BDSM-Session in Form einer hierarchischen Beziehung. Es geht mehr um den Gehorsam und das öffentliche Zurschaustellen der jeweiligen Drohne. So könnte man eine Drohne auch einfach nur als Dekoration in die Ecke stellen, da sie ja nur ein willenloses Objekt ist.

Der Markt reagiert

Wo es eine Nachfrage gibt, da muss auch ein Angebot her. So gibt es immer mehr Hersteller von Fetischproduktion, die sich der Bedürfnisse von Drohnen angenommen haben. Früher gab es im Bereich der Gummimasken eine Vielfalt an herkömmlichen Masken. Heute gibt es spezifische „Drohnen-Masken“, die optisch eins gemeinsam haben: Das Gesicht des Trägers (in diesem Fall der menschlichen Drohne) möglichst zu verdecken und eindeutige Identifikationsmerkmale des Menschen zu verdecken. Der Träger dieser Masken ist kein Mensch mehr, sondern eine Drohne!

Drohnen-Masken - Copyright by forfun.store
Drohnen-Masken – Copyright by forfun.store

Wenn man sich so manche Drohnen-Masken anschaut, fällt auf, dass die Augen oft geschlossen sind. Der Träger der Maske ist somit „blind“. Der Handlungsspielraum einer blinden Drohne ist somit sehr eingeschränkt. Oft ist das vollständige Verdecken des Gesichts nicht nur ein Teil des Sinnesentzugs für die devote Person, sondern auch die Tatsache, dass der dominante Spielpartner keine optischen Reaktionen seiner Drohne im Gesicht sieht. Egal ob ein Lächeln oder ein schmerzverzerrtes Gesicht, die Drohne hat immer den gleichen neutralen Gesichtsausdruck.

Warum lieber eine Drohne als ein Sklave?

Wir haben eingangs schon erwähnt, dass „Sklave“ ein verbrannter Begriff ist, der oft negative Erinnerungen hervorruft. Zudem können vermehrt BDSM-Liebhaber mit der klassischen Meister-Skave-Hierarchie wenig anfangen. So ist die Hemmschwelle ein echter Sklave zu sein oder zu werden für viele Neueinsteiger zu hoch, als dass sie den Schritt in diese Welt wagen wollen. Auch Hardcore-Fetischisten finden sich oft weder in der Meister-, noch in der Sklavenrolle wieder.

Ein Leser (Marcel, 41, aus Heilbronn) erklärt uns seine Sicht der Dinge: „Ich bin gern unterwürfig und lasse mich mit BDSM-Praktiken gern zum Höhepunkt bringen. Doch meine Spielpartner tun sich damit schwer mich zu akzeptieren, wie ich bin. Ich bin devot, aber ich bin kein Sklave. Gerade beim Dirty-Talk kann die Ansprache mit Sklave für mich ein echter Stimmungskiller sein. Ich bin dazu übergegangen meinen dominanten Spielpartnern als Drohne zu begegnen. Dazu trage ich einen Gummianzug und eine Drohnen-Maske, durch welche ich nur noch sehr eingeschränkt sehen kann. Mein Dom kann mein Gesicht nicht sehen und ich versuche (mit Ausnahme diverser Stöhnlaute) kein Wort zu sprechen. Auf der einen Seite nehme ich die Session dadurch intensiver wahr, auf der anderen Seite sind meine dominanten Spielpartner oft etwas gemeiner. Bedeutet, dass sie teils viel sadistischer sind, als wenn sie mein Gesicht sehen könnten und mich wohlmöglich (fälschlicherweise) als Sklave betrachten. Ich bin eine willenlose Drohe und fast wie eine Marionette müssen die Doms nur an den entsprechenden Fäden ziehen und schauen, was mit ihrem Spielzeug (in diesem Fall ich) passiert.“

Auch hier ist eine Dehumanisierung deutlich zu spüren. Eine Drohne möchte somit nicht mehr als Mensch, sondern als Objekt identifiziert, wahrgenommen und auch behandelt werden. Ein Objekt muss somit nicht erzogen werden wie ein Sklave, sondern muss programmiert und gesteuert werden.

Meinung

Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass Drohnen die Sklaven langfristig ablösen, dazu sind die Unterschiede auch zu groß. Die meisten Drohnen sind aktuell unter Gummifetischisten zu finden. Aber BDSM ist so viel mehr als nur ein Gummifetisch. Hierarchische Beziehungen innerhalb der BDSM-Welt werden vermutlich immer einen höheren Stellenwert haben als das Dasein von Drohnen. Zudem könnte der angehende Hype rund um die Drohnen verklingen.

Was haltet ihr von diesem Thema? Schreibt uns gern eure Meinung dazu. Vielleicht habt ihr hier auch schon Erfahrung sammeln können oder identifiziert euch vielleicht selbst als BDSM-Drohne. Wir sind gespannt auf eure Zuschriften.

Veröffentlicht von

Dennis

Mentor und Berater im Bereich Fetisch und BDSM. Du möchtest dich über Fetisch und BDSM unterhalten? Kommt gern auf mich zu. Egal ob Einsteiger oder Profi, ich unterstütze dich gern!

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